Die erste große Liebe, das erste Mal Intimität mit dem Partner oder der Partnerin: Beides ganz natürliche Dinge im Leben eines Teenagers, auch in dem von Rosalie, die das Down-Syndrom hat.
Rosalie liebt es zu singen und zu tanzen. Außerdem trifft sie sich gerne mit ihren Freundinnen. Und Rosalie ist verliebt und hat ihren ersten festen Freund. Doch nun hat Rosalie auf einmal ganz viele neue Fragen: Wie zeige ich ihm, dass ich ihn mag? Wie geht das eigentlich mit dem Sex und der Verhütung? Oder, wie sage ich “Stopp”, wenn ich mal etwas nicht möchte? Rosalies Mutter möchte ihre Tochter so gut wie möglich durch die Pubertät begleiten, auch sie hat viele Fragen.
Antworten findet Rosalie bei der Beratungsstelle Liebelle in Mainz, einer sexualpädagogischen Beratungsstelle für Jugendliche mit geistiger Behinderung. Hier geht es ganz selbstverständlich um Themen wie Sexualität, Liebe und Partner:innenschaft. Aber auch die Prävention vor Übergriffen spielt eine wichtige Rolle.
Bundesweit einzigartiges Angebot
Bisher ist das bundesweit einzigartige Angebot der Liebelle noch ausschließlich auf erwachsene Menschen mit Behinderung ausgerichtet. Doch die Anfragen von Eltern und Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche mit Behinderung betreuen, häufen sich. Mit einer dreijährigen Förderung durch Herzenssache könnte die Liebelle wachsen und ihr Beratungsangebot auch auf Jugendliche in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland ausweiten. Da zunächst die Jugendlichen sowie Schulen und Kinder-/Jugendeinrichtungen nach ihren Bedürfnissen befragt wurden, wurde das Projekt im Mai 2021 auch unter anhaltenden Pandemiebedingungen per Videoschalte gestartet.
Feierlicher Start des bundesweiten Herzenssache-Projekts „JuLis“ am 14. Juli 2021 in Mainz
JULIS - so heißt das neue Angebot. JULIS steht für Jugend – Liebe – Selbstbestimmung. Hier sollen Jugendliche mit einer Beeinträchtigung einen zwanglosen und selbstbestimmten Umgang mit ihrer Sexualität erlernen. Da sie oft auf Unterstützung angewiesen sind, richtet sich dieses Angebot auch an die Eltern und Angehörigen sowie an Fachkräfte. Das Projekt vermittelt Fachwissen und klärt Jugendliche über ihre Rechte auf. Dadurch werden Ängste, Tabus und Vorurteile gegenüber diesem Thema abgebaut, aber auch besprochen, wie man sich vor Übergriffen schützt.