Wer die 23-jährige Lena Baumann kennenlernt, trifft auf eine junge, selbstbewusste Frau, ahnt nicht, welche Lebensgeschichte sie zu erzählen hat. Im Gymnasium beginnt Lena, sich selbst zu verletzten, um Stress abzubauen. Die toxische Beziehung zu ihrem Freund lässt Lena schließlich mental zerbrechen. Sie steht vor der Frage, wie es weitergehen soll und entscheidet sich dafür, ihr Leben zu beenden. „Es war ganz schrecklich, denn es ist ein Unterschied das zu planen, es aber dann zu machen... Und die Zeit danach ist ganz schlimm. Ich hatte solche Angst zu sterben“, erinnert sich Lena. Die Erkenntnis, dass es in ihrem Leben doch sehr viele Menschen gibt, denen sie wichtig ist, gibt Lena Mut. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt, weiteren Rückschlägen und einem Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie kommt Lena in Kontakt mit dem DRK-Haus für Jugend- und Familienhilfe in Worms und dem Projekt „Verrückt – na und?!“
„Ich habe gelernt, dass das Leben sehr schön sein kann“, sagt Lena.
Hier lebt sie in einer Wohngruppe und besucht gemeinsam mit zwei anderen jungen Frauen die hausinterne Schule.
Gerade bereitet sie sich auf ihr Lehramts-Studium vor, sie möchte ein Vorbild für andere junge Menschen sein: „Die letzten Monate in der Corona-Pandemie waren für uns alle nicht einfach. Trotzdem gibt es Menschen, die an einen glauben, denen man wichtig ist, und die helfen, neuen Mut zu fassen und auch durch schwere Lebensphasen zu kommen“, sagt Lena.
Risiko für psychische Erkrankungen gestiegen
Denn die langen Phasen der Kontaktbeschränkungen in der Pandemie haben das Risiko für psychische Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen weiter ansteigen lassen. Doch das wird oft nicht oder erst spät entdeckt, denn mit ihren Problemen, Schwierigkeiten und Herausforderungen waren gerade besonders belastete Familien lange Zeit sich selbst überlassen. Das hat u.a. dazu geführt, dass sich – anders als bei Lena – Eltern mit ihren Kindern stark zurückgezogen haben, auch weil sie in der allgemeinen Überforderung kaum noch eine Perspektive für sich gesehen haben.
Gerade dies ebnet den Boden für die Entstehung von psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen. Hier möchte der DRK Landesverband RLP zusammen mit Herzenssache vorbeugen.
Für Familien in den Regionen Worms und Westerwald, die vom DRK betreut werden, soll jeweils eine Psychologin in Teilzeit eingestellt werden, die sich verstärkt um diese Familie kümmert. Das niederschwellige Angebot soll die Familien genau da abholen, wo sie gerade stehen und sie ermutigen, positive Perspektiven für sich zu entwickeln und ihren Alltag wieder bunter zu gestalten.