Maria* ist 14 und wird täglich von ihrem alkoholkranken Vater geschlagen. Ihre depressive Mutter ignoriert das. Maria darf ihre Freundinnen im Lockdown nicht sehen und das Haus nur zum Einkaufen verlassen. Sie ist völlig verzweifelt und weiß nicht mehr weiter, denn anscheinend kann ihr niemand helfen. Sie hat Angst, dass ihr Vater sie zu Tode prügelt. Eine Beraterin hört ihrer Geschichte aufmerksam zu. Maria fühlt sich zum ersten Mal ernst genommen.
*Geschichte anonymisiert
Melina* ist 13 und möchte sich das Leben nehmen. Sie weiß auch schon wann und wo: Morgen will sie sich von einer Brücke stürzen. Sie meldet sich bei krisenchat.de. Eine Beraterin baut erstmal Vertrauen zu ihr auf, denn Melina hat noch nie mit jemandem über ihre Suizidgedanken gesprochen. Die Beraterin hört aufmerksam zu und zeigt ihr erstmals Wege aus dieser akuten Krise. Melina ist nun in psychotherapeutischer Behandlung und unendlich dankbar, dass krisenchat.de ihr in dieser aussichtslos scheinenden Situation geholfen hat.
*Geschichte anonymisiert
Herzenssache hilft, Vernetzung mit Angeboten in der Region aufzubauen
krisenchat.de ist eine junge gUG, die im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 als Antwort auf den dringenden Bedarf gegründet wurde. Die Plattform bietet Kindern und jungen Erwachsenen eine digitale Krisen-Beratung per Live Chat an. Durchgehend beraten gut 200 ehrenamtliche Fachkräfte mit sozialpädagogischem oder psychologischem Hintergrund Anfragen per WhatsApp im Chat. 15.000 Anfragen wurden seitdem beantwortet. Gut die Hälfte geht spätabends oder nachts ein (20-2 Uhr). Krisenchat.de ist damit das einzige rund um die Uhr erreichbare psychosoziale Chatangebot ohne vorherige Registrierung. Die jungen Gründer haben große Pläne. “Wir wollen so bekannt werden wie die 110” sagt der 19-jährige Kai Lanz.
Die Nachfrage wächst ständig. Deshalb muss das psychologische Team vergrößert werden. Mit Unterstützung von Herzenssache kann für drei Jahre eine Psycholog:innen-Stelle finanziert werden, die den weiteren Ausbau ermöglicht. Die Fachkraft wird von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland aus arbeiten, rund 900 Ehrenamtliche schulen und mit regionalen Hilfsangegboten vernetzen. Geplant ist außerdem, umfangreiche regionale Glossare mit weiteren Anlaufstellen zu erstellen, die den Ehrenamtlichen für die Beratung zur Verfügung stehen.